Britta Plambeck und ihr Vater Georg führen den Hof nebst Karpfenzucht, sie gemeinsam mit ihrem Partner Dirk Mordhorst nun schon in sechster Generation. Und die Karpfenzucht ist es auch, die diesen bäuerlichen Betrieb, der gar nicht weit von Kiel, der Landeshaupt von Schleswig-Holstein entfernt liegt, so attraktiv macht. „Ich bin hier zur Welt gekommen und kann mir ein Leben ohne unsere Karpfen gar nicht vorstellen“, erzählt die junge Frau, und Partner Dirk Mordhorst ergänzt: „Schon als Junge war ich hier als interessierter Zuschauer bei der alljährlichen Karpfenernte.“
Das Abfischen ist stets ein großes Ereignis in Schmalstede und findet immer in der ersten Novemberwoche statt. Manchmal versammeln sich dort um die 300 Zuschauer, um mitzuerleben, wie die kräftigen Fische gesammelt und in Bassins verbracht werden, eine Augenweide natürlich auch für Kinder.
„Unser See ist zwar zwölf Hektar groß, heißt aber Schmalsteder Mühlenteich“, berichtet Dirk Mordhorst. „Denn ein Teich hat einen Abfluss, und den brauchen wir, um unsere Karpfen zu ernten. Den Teich trocken zu legen, ist bei den Plambecks ein eingespielter Prozess. Zunächst wird der Zufluss aus dem Bordesholmer See am so genannten Stintgraben – Stint ist die Bezeichnung für einen kleinen Fisch – geschlossen. Über einen Ablauf, der die Bezeichnung Mönch trägt, werden die Wassermassen dann in den Fluss Eider geleitet, einen Steinwurf vom Hof entfernt. Ungefähr eine Woche dauert es, bis der Teich leer ist. Rund 200.000 Kubikmeter Wasser gehen im wahrsten Sinne des Wortes den Bach runter. Um keine unnötigen Überschwemmungen zu verursachen, wird die Abflussmenge mit Hilfe von Brettern gesteuert. In dem schmalen Abzugsgraben und mit Hilfe eines Gitters werden die Fische dann mit Keschern geerntet und in Bassins gebracht, den sogenannten Hältern, im Keller der alten Mühle.
Und eine Woche nach dem Abfischen beginnt der Verkauf. Echte Hochsaison ist immer von Dezember bis in den März hinein.
Schmalsteder Karpfen von den Plambecks sind für ihre Qualität berühmt, und weil der Hof über das Internet ziemlich bekannt ist, kommt die Kundschaft gern von weit her, um sich schöne Karpfen für festliche Tage auszusuchen, sogar aus großen Städten Norddeutschlands und bis hin nach Dänemark. Ist ja auch einen längeren Ausflug wert, der alte Hof mit seinem wunderbaren Kopfsteinpflaster aus längst vergangenen Zeiten.
Der Verkaufsraum ist oberhalb der Bassins mit einem rustikalen Holztresen. Ebenso rustikal ist die Waage, die auf jeder Seite eine Schale hat. In die eine kommt der Fisch, auf die andere das Gewicht aus Eisenguss, zwei Kilo, ein Kilo, 500 Gramm. Wenn die Schalen ausgeglichen auf dem Träger stehen, wird der Preis genannt. Ziemlich umständlich nach heutigen Maßstäben. Aber die Kunden, die bei den Plambecks ihren Karpfen erwerben, wollen dieses nostalgische Verfahren nicht missen. Und die neuen digitalen Systeme wären eher ein Störfaktor in diesem Ambiente, das bei jedem Blick durch den Raum an frühere Zeiten erinnert.
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