Wer in seinem Bekanntenkreis mal so herumhört und erforschen möchte, was sie oder er unter dem Begriff Nachhaltigkeit versteht, stößt zunächst auf Momente nachdenklichen Schweigens. „Na, was Gutes für die Umwelt eben“, lautet zumeist die kurze Antwort. Und alle beeilen sich dann hinzuzufügen, dass sie beim Einkauf immer häufiger zu Produkten greifen, die Nachhaltigkeit versprechen, nicht nur bei Lebensmitteln, sondern sogar bei Textilien. Das ist eine lobenswerte Entscheidung: Einkaufen stets mit dem Blick darauf, was der Umwelt guttut, den Nutztieren und natürlich den Menschen, die ja hinter all dem stehen, was zum Beispiel auf unsere Teller kommt und was wir am Körper tragen. Alles nachhaltig. Und so ist es nicht verwunderlich, dass seit Jahren der Handel – gleich ob Supermärkte oder Discounter – kaum stärker die Werbetrommel rühren als mit dem Versprechen für eine schöne Umwelt. Die Händler wissen sehr genau, dass für die Verbraucher der umweltbewusste Konsum immer wichtiger wird und bieten Bio-Artikel und regionale Produkte mittlerweile zu Preisen an, die sich selbst Konsumenten mit weniger prall gefüllten Portemonnaies leisten können. Die gegenwärtigen Krisen wie der Klimawandel, die Energieprobleme und nicht zuletzt der verheerende Krieg Russlands gegen die Ukraine haben den Trend zu einer nachhaltigen Lebensweise noch verstärkt. Und dass die Verbraucher damit auf dem richtigen Pfad sind, untermauert ihnen auch die Politik, denn Landwirtschaftsministerium und Umweltbundesamt setzen immer wieder lautstark auf nachhaltige Ernährung.
Das Konzept der Nachhaltigkeit hat eine lange Geschichte
Doch wer mal einen kritischen Blick hinter die zahllosen Versprechen für eine gesunde Welt wirft, erkennt schnell, dass Nachhaltigkeit – dieses hehre Wort – inzwischen mächtig an Reputation verloren hat. Denn zwischen der eigentlichen Bedeutung des Begriffs und dem, wofür er heute genutzt wird, klafft nicht selten eine Lücke. Einst galt das Wort als Schlüsselkonzept für ein besseres Leben im 21. Jahrhundert. Vielfach ist es heute nicht mehr als eine Worthülse.
Hinter dem Konzept der Nachhaltigkeit steckt eine großartige Idee. Und die hat eine lange Geschichte. Sie führt in die Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts und ist mit einem kurzen Satz erklärt: Schlag‘ im Wald nur so viel Holz wie auch wieder nachwächst. Es liegt auf der Hand, dass sich das Konzept im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt hat bis hin zu einer sozialen und ökonomischen Komponente. Doch der Kern ist unverändert: Ressourcen sollen so abgebaut und genutzt werden, dass weder Mensch noch Natur zu Schaden kommt.
Die Aussicht auf Profite zieht Trittbrettfahrer an
Immer mehr Konsumenten ist klar, wie wichtig dies ist. Und für immer mehr Menschen ist Nachhaltigkeit deshalb ein Kaufangebot. Das hat viel Positives für unser Leben bewirkt und in etlichen Branchen zum Umdenken geführt. Doch zugleich passierte, was in Wachstumsmärkten oft geschieht: Die Aussicht auf Profite zieht Trittbrettfahrer an. Heute gibt es von jenen, die in punkto Nachhaltigkeit mehr versprechen, als sie halten können, so viele wie nie zuvor.
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