Zum Ende des Jahres regnen Prognosen auf unsere Köpfe, wie es in den kommenden Monaten weitergeht mit der deutschen Wirtschaft in diesen Krisenzeiten. Tatsächlich ist eine präzise Beurteilung sehr schwer, weil niemand den Verlauf der Corona-Pandemie und des grässlichen russischen Krieges in der Ukraine im anstehenden Winter mit allen denkbaren negativen Folgen vorhersagen kann.
Werfen wir doch mal einen Blick auf die gegenwärtige Lage. Die Inflation ist im November überraschend gefallen. Mit zehn Prozent liegt sie natürlich nach wie vor unglaublich hoch, im Oktober betrug sie aber noch 10,4 Prozent. Nach mehreren Schüben auf dem Thermometer der Teuerung war das erstmals wieder ein Rückgang. Und auch an den Tankstellen fallen die Preise. Rohöl ist wieder günstiger geworden, das wirkt sich auf die Anzeigen über den Zapfsäulen aus. Super E10 zum Beispiel lässt sich gegenwärtig vielerorts für unter 1,80 Euro je Liter befüllen. Auch Heizöl kann preiswerter eingekauft werden. Es kostet aktuell für 100 Liter knapp 50 Euro weniger als noch im Oktober. Einen Lichtblick gibt´s auch bei den Erzeugerpreisen. Der Preisauftrieb lag im Oktober im Jahresvergleich bei 34,5 Prozent, im Monat davor betrug er noch 45,8 Prozent. Das war der erste Rückgang seit Mai 2020. Marktexperten hatten eher mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Vielleicht kann diese sanfte Entspannung auch bei den Verbrauchern ankommen, denn Produzentenpreise gelten in der Regel als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten.
Und die haben es zurzeit in sich. Nahrungsmittel waren auf Erzeugerebene im Oktober knapp 25 Prozent teurer als im gleichen Monat des Vorjahres: Butter plus 66 Prozent, Schweinefleisch plus 47 Prozent, Käse und Quark plus 38 Prozent, Milch plus 36 und Kaffee plus 29 Prozent, um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei haben die Unternehmen ihre drastisch gestiegenen Einkaufspreise noch gar nicht in vollem Umfang an ihre Kunden weitergegeben. Das soll erst im kommenden Jahr peu à peu geschehen, aber auch erst bis zu 50 Prozent. Eine relativ schwache Nachfrage, hoher Wettbewerbsdruck und langfristige Vertragslaufzeiten sind dafür die wesentlichen Gründe. Sollten die Preise nach dem nächsten Frühjahr erneut klettern, entstehen natürlich neue Unwägbarkeiten – für den Handel ebenso wie für die Konsumenten mit Blick auf das eigene Portemonnaie.
Dennoch: Durch den kommenden Winter kommt unser Land wahrscheinlich deutlich besser als zunächst erwartet. Die Wirtschaft ist im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahrszeitraum um 1,2 Prozent gewachsen und trotzt der Unbilden schwieriger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen mit anhaltender Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten, steigenden Preisen und dem russischen Überfall auf die Ukraine. Für das kommende Jahr wird ein Wirtschaftsminus von 0,2 Prozent prognostiziert. Aber viele Ökonomen betonen, dass man dies schwerlich als Fall in die Rezession bezeichnen könne, zumal das Barometer danach wieder eher auf Hoch ausschlagen werde.
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