Tabakwerbung findet schon seit fast 50 Jahren nicht mehr im Fernsehen statt. Doch die Ikonen sind vielen noch gut in Erinnerung, zumal sie ja noch einige Jahre im Kino, auf Plakaten, Litfaßsäulen und an Bushaltestellen sichtbar waren. Doch der Gesetzgeber hat entschieden: Auch damit ist seit Januar 2022 Schluss. Höchste Zeit, noch ein letztes Mal an die großen Tabakikonen zu erinnern.
„Wer wird denn gleich in die Luft gehen?“
In Deutschland amüsiert HB-Männchen Bruno bis 1974 das Fernsehpublikum mit seinen Alltagspannen und Wutausbrüchen. Werbespots mit Bruno wurden von 1958 bis 1974 im Fernsehen, bis 1984 weiterhin noch im Kino gezeigt. Die Werbefilme mit Bruno folgten stets demselben Schema: Der anfangs gutgelaunte Bruno verwandelte durch seine Ungeschicklichkeit eine harmlose Alltagssituation in eine Kette sich steigernder Katastrophen, über die er sich immer mehr aufregte. Auf dem Höhepunkt seines Wutanfalls ging der cholerisch Bruno buchstäblich in die Luft. Es folgte der aus dem Off mit besänftigender Stimme gesprochene Slogan: „Halt, mein Freund! Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Greife lieber zur HB!“ Bruno schwebte entspannt auf den Boden zurück und klärte, begleitet von dem Satz „Dann geht alles wie von selbst“, mit einer Zigarette in der Hand mühelos die Situation. Tatsächlich brachte Bruno es in den 1960er-Jahren auf einen Bekanntheitsgrad von 96 Prozent bei den Bundesbürgern und überstieg damit die Bekanntheit des Bundeskanzlers. In dieser Zeit war HB die bekannteste Zigarettenmarke Deutschlands.
„Ich gehe meilenweit für Camel Filter“
Umlauert von Krokodilen und Schlangen, streift ein braungebrannter Naturbursche durch Dschungel und Wüsten. Zielstrebig marschiert er auf einen einsamen Drugstore zu, nimmt sich eine Zigaretten-Packung aus dem Regal und gesteht: „Für meine Camel geh‘ ich meilenweit.“ Der Senkrechtstart der US-Marke ist für die deutsche Zigarettenbranche ein Mirakel. Denn die aus dem Jahre 1913 stammende Packung mit dem Kamel galt bei den deutschen Markenkennern als hoffnungslos unmodern. Auch in Amerika gibt die Camel den Branchenbossen Rätsel auf. Weder Kriege noch Krisen konnten der angestaubten Zigarettenmarke etwas anhaben. Seit über 50 Jahren zählte sie zwischen Atlantik und Pazifik zu den meistverkauften Zigaretten. Um die Camel auch in Deutschland rasch populär zu machen, starteten die Marktstrategen das erste Preisausschreiben der Zigaretten-Industrie nach dem Kriege. Hauptgewinn: fünf Kamele, abzuholen in Beirut. Das Kamel-Ausschreiben wurde ein beachtlicher Erfolg: Jeder zehnte erwachsene Deutsche beteiligte sich, und selbst aus Prag und Moskau gingen laufend Lösungskarten ein. Die öffentliche Verlosung erfolgte im Münchner Zirkus Krone. Und damit ging eine jahrzehntelange Pechsträhne der Kölner Zigarettenfirma zu Ende.
„Come to where the flavor is“
Unvergessen sind die bildgewaltigen Aufnahmen der Marlboro Kampagne, für die ausschließlich echte Cowboys ausgewählt wurden. Nicht im Studio aufgenommen, sondern an den unterschiedlichsten Orten im Südwesten Amerikas. Eben im Marlboro Country, dem Land von Freiheit und Abenteuer. Und egal welche Jahreszeit, ob im tiefsten Winter oder im heißesten Sommer, der Cowboy ist unterwegs und stellt sich verantwortungsvoll seinen Aufgaben. Die Facetten sind unbegrenzt. Und jede für sich ist faszinierend, eindrucksvoll und atemberaubend. Jedes Bild steht für einen anderen Moment in der gleichen Geschichte. Und obwohl Marlboro Country auf keiner Landkarte zu finden ist, weiß doch jeder, wo es liegt und wie es dort aussieht. Die Marlboro Filme brachten den Durchbruch für die seit 50 Jahren erfolgreichste Zigarettenmarke weltweit. Kinowerbung und die bekannte Marlboro Musik verursachte bei vielen Besuchern eine wohlige Gänsehaut und begleitete den Erfolg der Marke bis in die 2010er Jahre hinein und darüberhinaus.