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    Muskelverlust in den Wechseljahren – vielversprechende Ansätze mit Rotklee-Extrakt

    Muskelverlust in den Wechseljahren – vielversprechende Ansätze mit Rotklee-Extrakt
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  • Dass mit zunehmendem Alter ein Abbau der Muskelsubstanz einsetzt, ist seit längerem bekannt. Besonders bei Frauen wird ein beschleunigter Verlust an Muskelmasse und -kraft während des Übergangs in die Postmenopause beobachtet, parallel zu einem deutlichen Rückgang der Östrogenausschüttung. Häufig werden Hormonersatz-Therapien verordnet, um die negativen Auswirkungen des gesunkenen Östrogenspiegels aufzufangen. Während eine Hormontherapie positive Auswirkungen auf die Skelettmuskulatur haben kann, kann sie andererseits mit einem erhöhten Krebsrisiko in Östrogenrezeptor (ER-α)-reichen Geweben verbunden sein.

    Mittlerweile hat man auch mit Isoflavonen pflanzlichen Ursprungs gute Erfahrungen gemacht. Inwieweit diese hormonell wirkenden Phyto-Wirkstoffe eingesetzt werden können, um dem Verlust der Muskelmasse bei Frauen nach den Wechseljahren entgegenzuwirken, dazu hat ein Forscherteam der Universität von Aarhus in Dänemark eine Pilotstudie durchgeführt, deren Ziel es war, die Wirkung einer 14-tägigen Supplementierung mit fermentiertem Rotklee-Extrakt auf die Signalproteine zu untersuchen, die mit der Muskelproteinsynthese und dem Muskelabbau in Ruhe und als Reaktion auf ein Widerstandstraining in Verbindung stehen. Darüber hinaus sollte ermittelt werden, ob die Rotklee-Extrakt-Supplementierung die Muskelkraft beeinflussen würde. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nutrients veröffentlicht.

    Hormone aus pflanzlichen Quellen

    Isoflavone sind die häufigste Form von Phyto-Östrogenen (polyphenolische nicht-steroidale Verbindungen mit östrogener Aktivität). Sie kommen in Hülsenfrüchten wie Soja und Rotklee (RC) vor und imitieren die Wirkung von Östrogen durch ER-Bindung und Aktivierung der ER-abhängigen Gentranskription. Im Vergleich zu Östrogen, das eine relativ hohe Bindungsaffinität für den ER-α und ER-β hat, zeigen Isoflavone jedoch eine bis zu ~ 1.600-fach geringere Affinität für ER-α, so dass das Krebsrisiko eher niedrig einzuschätzen sein dürfte. Wohl gibt es Erkenntnisse darüber, dass die Supplementation von Soja-Isoflavonen die fettfreie Körpermasse bei fettleibigen, sarkopenischen postmenopausalen Frauen erhöht, aber den RC-Isoflavonen wurde bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Vergleich zu Soja enthält RC hohe Mengen an Formononetin und Biochanin A, und es hat sich gezeigt, dass Rotklee-Produkte eine höhere östrogene Aktivität besitzen.

    Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass eine Supplementierung mit RC-Extrakt die Skelettmuskulatur positiv beeinflussen würde, indem sie die Muskelkraft und die anabole Reaktion auf ein Widerstandstraining erhöht. In einer doppelblinden Cross-Over-Studie absolvierten die Probanden (n = 10) zwei verschiedene Interventionsperioden in zufälliger Reihenfolge: (A) Einnahme von fermentiertem RC-Extrakt zweimal täglich für 14 Tage und (B) Einnahme von Placebo-Getränk (PLA) zweimal täglich für 14 Tage.

    Details der Studie

    Gesunde, untrainierte Frauen im frühen postmenopausalen Alter wurden über lokale Unternehmen und Online-Poster auf Social-Media-Plattformen rekrutiert. Bei dem in der Studie verwendeten RC-Extrakt handelte es sich um ein kommerziell erhältliches Getränk, das von einem dänischen Unternehmen hergestellt wurde und aus Saft von gepressten RC-Pflanzen besteht, der mit probiotischen Milchsäurebakterien gemischt wurde, um die Kaltfermentation zu erleichtern.

    Die Interventionsperioden, die eine Reihe von Kraft- und Muskeltests umfassten, wurden durch eine zweiwöchige Washout-Periode getrennt. An Tag 1 und Tag 14 jeder Interventionsperiode führten die Probandinnen einen maximalen Handgriff- und einen maximalen Ellenbogenbeuger-Krafttest durch. Zusätzlich wurde an Tag 14 eine Muskelgewebeprobe vor und drei Stunden nach einem einbeinigen Widerstandstraining entnommen. In der zweiten Interventionsphase wurden das Training und die Biopsien am kontralateralen Bein durchgeführt.

    Vor dem Training erhielten die Teilnehmerinnen das RC- oder PLA-Getränk und unmittelbar nach dem Training nahmen sie 25 g Molkenprotein zu sich. Alle Tests wurden während des gesamten Zeitraums jeweils zur gleichen Tageszeit und vom selben Testpersonal vollzogen.

    Um Aktivität und Ernährung vor den Versuchstagen zu standardisieren, wurden die Probandinnen angewiesen, 48 Stunden vor den Versuchstagen auf jegliche anstrengende und/oder ungewohnte Aktivität zu verzichten, ihre Schrittzahl mit einem Schrittzähler vor Versuchstag 14 A zu überwachen und die Schrittzahl am Tag vor Versuchstag 14 B zu wiederholen, am Abend vor jedem Versuchstag eine ähnliche Mahlzeit zu essen und sich nach einer Fastennacht im Labor zu treffen.

    Erste Erkenntnisse

    Die vorliegenden Resultate deuten darauf hin, dass eine Supplementierung mit einem Isoflavon-Supplement bei Frauen in der frühen Postmenopause den Muskelproteinabbau reduzieren kann und damit eine mögliche Behandlungsstrategie darstellt, um dem Verlust von Muskelmasse bei Frauen nach den Wechseljahren entgegenzuwirken. Diese Studie zeigt, dass eine 14-tägige Einnahme von fermentiertem Rotklee-Extrakt molekulare Marker des Muskelproteinabbaus im Vergleich zu Placebo bei Frauen in der frühen Postmenopause herunterreguliert. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse befürwortet das Forscherteam, künftig weitere Studien in größerem Umfang zu planen und das Design um zusätzliche Aspekte zu erweitern. Zur Durchführung einer umfangreichen doppelblinden, Placebokontrollierten Cross-Over-Studie sind eine wesentliche größere Probandenzahl und ein längerer Interventionszeitraum notwendig, um die Erkenntnisse zu untermauern und die Forschung voranzutreiben.

     

    Quelle: VITALSTOFFE 2/2021 

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