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    Vitalstoffe

    Das Magazin für Mikronährstoffe und deren Wirkungen

    Ausgabenarchiv

    Diese Fachzeitschrift wird als E-Paper mit interaktiven Inhalten angeboten.

    Aktuelle Ausgabe
    Gwen Bingle

    Vitalität messen – die Quadratur des Kreises oder rettet uns die Epigenetik?

    Wie wäre es, wenn unsere Vitalität tiefenwirksam messbar wäre?

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  • Tagtäglich kaufen wir – gesundheitsbewusste Menschen – Lebensmittel in Bio-Qualität, rackern uns beim Sport ab, investieren in teure Nahrungsergänzungsmittel, versuchen Umweltgifte zu meiden, achten auf einen erholsamen Schlaf und dass der Alltagsstress nicht ausufert. Aber geht es uns dabei wirklich besser oder ist es nur Einbildung? Werden wir dadurch tatsächlich länger und gesünder leben oder ist es letztendlich nur eine Frage der richtigen Gene? Sicher haben sich die meisten von uns bei diesen Gedanken gelegentlich ertappt…

     

    Wir kennen ihn doch schließlich alle, den Otto Normalverbraucher, der mit 96 noch fit wie ein Turnschuh war, und erst nach einem blöden Sturz gestorben ist. Den Otto, der bis zum bitteren Ende immer wahllos und maßlos gefressen, gesoffen und geraucht hat – ja, sogar die langen, stinkenden Zigarillos. Auch kennen wir die Erika Mustermann, die permanent auf Diät, wenn sie nicht auf Kur ist, die keine Yogastunde verpasst und allergisch auf Rauch reagiert. Und wir fragen uns, warum ausgerechnet sie, im zarten Alter von 42, mit einer schrecklichen neurodegenerativen Erkrankung diagnostiziert wurde.

     

    Lohnt sich also der ganze Aufwand, die Anstrengung, gar die Askese, wenn vielleicht alles schon genetisch vorprogrammiert ist? Wie schön wäre es, wenn es einen Marker gäbe, der einem verraten würde, ob man doch richtig liegt, ob all die Investitionen sich schließlich rentieren… Eine der neuesten Biowissenschaften, die Epigenetik, sagt eindeutig: Ja, es gibt ihn, den anschaulichen Marker, der körperliche Vitalität und Gesundheit widerspiegelt. Es ist das sogenannte biologische Alter.

    Aber klar, Sie wissen, wie alt Sie sind, nicht wahr? Ihr chronologisches Alter steht ja schwarz auf weiß im Pass und seine Progression wird in regelmäßigen Abständen gefeiert, beziehungsweise mehr oder weniger bewusst verdrängt. Aber altert Ihr Körper auch so linear? Wie alt sind Sie denn wirklich? Fühlen Sie sich als 50-jährige an manchen Tagen wie 85, wenn es beim Aufstehen überall zwickt und schmerzt? Oder schlagen Sie all die Freunde Ihrer Alterskohorte nach 30 Jahren immer noch locker beim Tennisspielen? Die Epigenetik gibt uns dafür eine konkrete Begründung, die weit über einen frischen Teint, ein gutes Belastungs- EKG oder ein unbedenkliches Blutbild hinausgeht. Sie schaut ins Innere der Zellen, um es u. a. nach metabolischen Alterungszeichen durchzuforsten.

     

    Im Gegensatz zur Genetik, die sich auf die genetische „Hardware“, bzw. die geerbten Gensequenzen, die die Grundrichtungen und Potenziale unserer gesundheitlichen Entwicklung und Alterung vorgeben, konzentriert, liegt der Fokus der sogenannten Epigenetik auf der Untersuchung des Genomumfeldes. Sie schaut sich also die „Software“ an, die die Aktivierung oder die Stummschaltung bestimmter genetischer Merkmale steuert. Auch wenn diese Software zum Teil vererbt sein kann, wird sie durch den individuellen Lebensstil maßgeblich beeinflusst – sprich, kann dadurch auch bewusst gesteuert werden.

     

    Eine epigenetische Untersuchung ist also darauf ausgerichtet, Regionen um die DNA zu betrachten, die durch zentral gesteuerte biochemische Prozesse wie Methylierung oder Histonmodifikation bestimmte metabolische Prozesse regulieren – Prozesse, die z. B. Erkrankungen wie Krebs und Diabetes oder neurologische Störungen begünstigen können. Aber über das Krankheitspotenzial hinaus kann die epigenetische Analyse ein umfassendes Bild über die Alterung des gesamten Organismus abgeben (1).

     

    Steve Horvath, ein deutsch-amerikanischer Professor der Humangenetik an der UCLA, hat 2013 eine der ersten „Multi- Gewebe“ epigenetischen Uhren entwickelt – eine aufwendige biochemische Testung, die 353 Regionen um das Genom untersuchte, um ein ausgesprochen differenziertes Bild über lokale Ausprägungen der Körperalterung abzugeben (2). Gut und schön, denken Sie vielleicht, aber solche Testungen sind für Normalsterbliche sicher kaum zugänglich – geschweige denn erschwinglich. Die gute Nachricht ist aber, dass die Epigenetik sehr schnell voranschreitet. Epigenetikern – wie z. B. Professor Moshe Szyf und seinem Team von der McGill Universität in Montreal, Kanada – ist es gelungen, die Testprozedur so zu vereinfachen, dass der Methylierungsgrad von lediglich 13 Regionen (sogenannte CpG-Inseln) um die DNA untersucht werden muss, um eine sehr präzise Korrelierung mit dem biologischen Alter zu erzielen. So wird der Test für ein viel breiteres Publikum ohne allzu große Investition verfügbar. Anhand einer einfachen Speichelprobe, aber dank aktuellster analytischer Technologie und maschinellem Lernen ist epiAge™, der daraus resultierende Test, in der Lage, seinen Nutzern eine genaue biologische Altersauskunft zu geben (3).

     

    Auf Basis dieser Angabe – eine Zahl mit zwei Nachkommastellen – können Anwender also Abweichungen vom chronologischen Alter feststellen. Liegt das biologische Alter deutlich niedriger als das chronologische, ist dies ein Zeichen, dass einiges schon richtig läuft und dass es eher darum geht, Feineinstellungen im Lebensstil vorzunehmen. Tut sich jedoch eine deutliche Diskrepanz in der anderen Richtung auf, kann das Individuum davon ausgehen, dass einiges in der Lebensführung verbesserungswürdig ist und dies als Ansporn nehmen, Änderungen in den Bereichen Ernährung bzw. Nahrungsergänzung, Bewegung, Schlaf und Work-Life-Balance oder emotionale Bewältigung vorzunehmen.

     

    Für gesundheitlich interessierte Laien stellt diese epigenetische Testung einen großen Vorteil dar: im Vergleich zu oft teuren, aufwendigen oder schwer zugänglichen herkömmlichen metabolischen Leistungstests (wie z. B. Belastungs-EKGs und Sauerstoffsättigungstests..

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