CoQ10 und Sport
CoQ10 ist eine fettlösliche, vitaminähnliche Substanz, die eine Schlüsselrolle bei der zellulären Bioenergetik spielt. Sie wirkt als Co-Faktor in der mitochondrialen Atmungskette, um Energie für die Zellen zu liefern. Als bioenergetisches, muskelschützendes Supplement ist CoQ10 für die Muskelkontraktion, als Antioxidans oder bei Entzündungsprozessen wertvoll.
Laut einer systematischen Übersichtsarbeit ist CoQ10 auch für die sportliche Leistungsfähigkeit interessant. Es gibt Anhaltspunkte, dass reaktive Sauerstoffspezies (ROS) Muskelschäden induzieren, die die körperliche Leistungsfähigkeit verringern. Die Supplementierung mit bestimmten Antioxidantien wie CoQ10 ist für körperlich aktive Personen relevant, um sich schneller von einer Erschöpfung zu erholen und Sport-bedingte Schäden zu verhindern (1, 2).
CoQ10 ist für den Körper lebenswichtig. Ein CoQ10-Defizit geht z. B. mit schweren Leiden wie dem Leigh-Syndrom einher. Bei dieser Erbkrankheit sind bestimmte Hirnareale betroffen, und es kann unter anderem zu Muskelschwäche kommen. Ein CoQ10-Mangel ist bereits mit Anfang 20 möglich und zudem eines der ersten Anzeichen des Alterns (3).
Gemäß einer systematischen Übersichtsarbeit aus 16 Studien potenzierte die
Einnahme von CoQ10 (30 – 300 mg) bei Athleten (17 Jahre und älter) die antioxidative Aktivität im Plasma sowie die anaerobe Leistungsfähigkeit. Ferner reduzierten sich durch CoQ10 Marker, die mit oxidativem Stress und Leberschäden (Leberenzyme: Alanin-Aminotransferase (ALT), Aspartat-Aminotransferase (AST) und Gamma Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)) verbunden sind sowie mit Fatigue-Indikatoren wie der Kreatinkinase (CK) (4).
Laut einer systematischen Übersichtsarbeit und Dosis-Wirkungs-Meta-Analyse aus 28 randomisierten, kontrollierten Studien mit insgesamt 830 Teilnehmern kann eine CoQ10-Supplementierung effektiv sein, um Biomarker für Sport-induzierte Muskelschäden und oxidativen Stress bei Erwachsenen zu verringern. Die Einnahme von CoQ10 (100 mg/d) senkte signifikant die Kreatinkinase (CK)-, Laktatdehydrogenase (LDH)-, Myoglobin (Mb)- und die Malondialdehyd (MDA)-Serum-Konzentrationen (5).
CoQ10 und Statine
Statine (HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren) zählen zur den am häufigsten verschriebenen Medikamenten zur Cholesterinsenkung. Myopathische Nebenwirkungen reichen bis zur kritischen Rhabdomyolyse und führen oft zu einem Therapieabbruch (6).
Eine Rhabdomyolyse unter der Therapie mit Statinen wird durch einen Mangel an Farnesylpyrophosphat (FPP) verursacht, der wiederum zu einem Ubichinon-10-Defizit führt, wodurch sich der Elektronentransport in den Mitochondrien reduziert (7).
Statin-Nebenwirkungen treten bei einem Teil der Anwender auf, wobei die wichtigste die Statin-induzierte Myopathie ist, die durch eine Erhöhung des Muskelenzyms Kreatinkinase u.a. durch muskuloskelettale Beschwerden, inklusive Schmerzen, Schwäche und Fatigue gekennzeichnet ist. Die genaue Ätiologie der Statin-induzierten Myopathie ist noch nicht ausreichend geklärt, obwohl eine beeinträchtigte Mitochondrienfunktion als bedeutende zugrundeliegende Ursache vermutet wird. Diese kann das Resultat oder die Konsequenz einiger Faktoren sein, inklusive einer Statin-induzierten Hemmung der CoQ10-Biosynthese, einer veränderten ROS-Bildung und einer beeinträchtigten Calciumion (Ca2+)-Signalgebung (8).
Eine Statin-assoziierte Myalgie ist der häufigste Grund für das Absetzen des Arzneimittels. Ein guter Vitamin-DStatus und eine Supplementierung mit CoQ10 können hilfreich sein, um die muskuloskelettalen Effekte der Statine zu lindern, so dass ein Therapieabbruch vermieden wird und ein kardiovaskulärer Schutz gewährleistet ist, konstatieren US-amerikanische Forscher (9).
CoQ10 und Herzmuskelschwäche
Auch die Herzinsuffizienz wird mit einem CoQ10-Mangel im Blut in Zusammenhang gebracht. Daher kann eine Supplementierung empfehlenswert sein. In 6 von 9 Studien hatte CoQ10 einen Effekt auf die Auswurffraktion und erhöhte diese von 1,77% auf 3,81%. In einer von zwei Studien zeigte es eine Wirkung auf die Herzleistung, den Herzindex und das Schlagvolumen. Laut einer Zusammenfassung von systematischen Übersichtsarbeiten und 10 Meta-Analysen hat CoQ10 einen günstigen Einfluss auf die Herzfunktion, was mit einer geringeren Sterblichkeit und weniger Krankenhausaufenthalten assoziiert war (10).
Im Jahr 2014 konnte im Rahmen der internationalen Q-SYMBIO-Studie mit Herzinsuffizienz-Patienten aus 17 verschiedenen Krankenhäusern in Europa, Asien und Australien gezeigt werden, dass die vitaminähnliche Substanz
CoQ10 (Prüfpräparat: Q10 Bio-Qinon® Gold, Pharma Nord) die Sterblichkeitsrate um 43% reduzieren und den Herzmuskel stärken kann. Die Wirksamkeit von CoQ10, die sich in der Q-SYMBIOStudie offenbarte, bestätigte sich in einer europäischen Subgruppen-Analyse (11).
CoQ10 und Sarkopenie
Sarkopenie wird heute definiert als fortschreitende Muskelkrankheit. Hauptkennzeichen ist die eingeschränkte Muskelkraft.
Muskelschwund, der vor allem auf altersbedingt verminderten Stoffwechselvorgängen beruht, wird als primäre Sarkopenie bezeichnet. Als Ursachen gelten unter anderem die in höheren Lebensjahren verringerte Mitochondrienaktivität, der verstärkte Abbau (Autophagie) und die Apoptose von Muskelzellen sowie die reduzierte Konzentration anaboler Hormone wie Sexual- und Wachstumshormone. Die im Alter auftretenden
neuronalen Veränderungen begünstigen ebenfalls den Verlust der Muskelkraft und -masse, indem sie die Signalübertragung beeinträchtigen.
Bei der sekundären Sarkopenie beruht der Muskelschwund dagegen nicht nur auf altersbedingten physiologischen Veränderungen, sondern die Gründe können systemische Erkrankungen wie Krebs, chronische Entzündungen wie rheumatoide Arthritis sowie akute und chronische Krankheiten wie Herzinsuffizienz oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) sein. Weitere Risikofaktoren sind ein inaktiver Lebensstil, körperliche Behinderung und Immobilität, zum Beispiel aufgrund von Operationen, Bettlägerigkeit oder Erkrankungen. Auch eine zu geringe Eiweißzufuhr, zum Beispiel aufgrund von Malnutrition, Malabsorption oder Medikamenten-
Missbrauch bei Magersucht, kann eine sekundäre Sarkopenie fördern, da dadurch weniger Proteine im Muskel gebildet werden und die Muskelmasse sinkt (12).
In einer Studie hatte die Hälfte der Probanden niedrige CoQ10-Spiegel. Zudem waren die Kreatinkinase- und Irisin-Konzentrationen bei Patienten mit Sarkopenie signifikant geringer. Die Forschungsarbeit deutet darauf hin, dass die CoQ10-Werte sowie Muskelbiomarker wie Irisin und Kreatinkinase mit Sarkopenie assoziiert sind und daher als Marker dienen könnten, um die Diagnose zu untermauern (13).
Autorin:
Heike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin/Medizinjournalistin
www.lueck-knobloch.de
Literatur:
(1) Drobnic F et al. Coenzyme Q10 supplementation and its impact on exercise and sport performance in humans: A revovery or a performanceenhancing molecule? Nutrients 2022 Apr 26;14(9):1811.
(2) Clemente-Suárez VJ et al. Antioxidants and sports performance. Nutrients. 2023 May 18;15(10):2371.
(3) https://idw-online.de/de/news807957, abgerufen am 04.07.24.
(4) Santos de Sousa Fernandes M et al. Coenzyme Q10 supplementation in athletes: A systematic review. Nutrients. 2023 Sep 15;15(18):3990.
(5) Talebi S et al. The effects of coenzyme Q10 supplementation on biomarkers of exercise-induced muscle damage, physical performance, and oxidative stress: A GRADE-assessed systematic review and dose-response meta-analysis of randomized controlled trials. Clin Nutr ESPEN. 2024 Apr.60:122-134.
(6) Hagve M et al. Statin treatment reduces leucine turnover, but does not affect endogenous production of betahydroxy-beta-methylbutyrate (HMB). Metabolism. 2024 Apr 25;155920.
(7) https://flexikon.doccheck.com/de/ Farnesylpyrophosphat, abgerufen am 10.07.24.
(8) Bell G et al. The role of mitochondria in statin-induced myopathy. Drug Saf. 2024 Mar 16. doi: 10.1007/s40264-024-01413-9.
(9) Tsushima Y, Hatipoglu B. Endocr Pract. 2023 Jul;29(7):566-571.
(10) Alarcón-Vieco E et al. Effect of coenzyme Q10 on cardiac function and survival in heart failure: An overview of systematic reviews and meta-analyses. Food Funct. 2023 Jul 17. doi: 10.1039/d3fo01255g.
(11) Mortensen AL et al. Effect of coenzyme Q10 in Europeans with chronic heart failure: A sub-group analysis of the QSYMBIO randomized double-blind trial. Cardiol J 2019; 26(2):147-156.
(12) https://www.pharmazeutischezeitung. de/muskelschwaeche-mitkrassen- folgen-147658/seite/2/?cHash=9b14fe63bb766878967d854ec4831069, abgerufen am 04.07.24.
(13) Yen C-H et al. Identification of coenzyme Q10 and skeletal muscle protein biomarkers as potential factors to assist in the diagnosis of sarcopenia. Antioxidants (Basel). 2022 Apr 6;11(4):725.